Donaufürst

Nach­dem Vespuc­ci sei­nen ver­dien­ten geruh­sa­men Lebens­abend im Apfel­gar­ten sei­nes Besit­zers ange­tre­ten hat­te, bezog im Jah­re 1996 der Fuchs­hengst Donau­fürst bei uns sei­ne Beschä­ler­box. Zunächst noch im Gestüt Barn­i­ner See auf­ge­stellt, zog der Hengst mit uns nach Cri­vitz auf unser Gestüt Ter­ra Nova um. Er war in vie­ler­lei Hin­sicht eine Beson­der­heit in unse­rer Zucht­ge­schich­te: Er war ein Fuchs und stamm­te aus der fast erlo­sche­nen Linie des berühm­ten Tem­pel­hü­ter über den pol­ni­schen Patron. Der letz­te Ver­tre­ter die­ser Linie im Wes­ten war Abend­stern, noch in Tra­keh­nen gezo­gen, wur­de er nach dem Krieg Land­be­schä­ler in Cel­le. Sei­ne bei­den gek­ör­ten Söh­ne Scha­ber­nack und Schön­born blie­ben ohne gek­ör­ten Nach­wuchs. Alma­nach v. Abend­stern wur­de in die DDR expor­tiert. Sei­ne Söh­ne Diri­gent und Dio­ge­nes blie­ben eben­falls ohne gek­ör­te Nach­kom­men – so ende­te auch hier die­se Linie trotz star­ker Nut­zung. In Polen blieb sie zum Glück über San­dor v. Tem­pel­hü­ter erhal­ten und Gott­fried Hoo­gen hol­te sich den mäch­ti­gen Uren­kel San­dors auf den Vogel­s­angs­hof. Der abzei­chen­lo­se Rap­pe Patron v. Tran­zyt hat­te in der deut­schen Tra­keh­ner­zucht sie­ben gek­ör­te Söh­ne, von denen nur Sokra­tes und der Sie­ger­hengst sei­ner Körung, Macken­sen, züch­te­risch wir­ken konn­ten. Eine unge­wöhn­lich gro­ße Anzahl ein­ge­tra­ge­ner Töch­ter tra­gen jedoch sein Blut wei­ter, womit er zu einem der bedeu­tends­ten Ver­er­ber der Nach­kriegs­zeit wur­de.

Donau­fürsts Vater ist der dun­kel­brau­ne Eli­tehengst Sokra­tes v. Patron, des­sen Mut­ter eine Toch­ter des spä­ter nach Schwe­den expor­tier­ten Har­tung v. Ilmen­grund war. Der dann fol­gen­de Voll­blü­ter war der in der Reit­pfer­de­zucht bedeu­ten­de, viel­sei­tig ver­er­ben­de Welsh Minist­rel xx. Sokra­tes war fünf Jah­re auf dem Klos­ter­hof Medin­gen sta­tio­niert, wo er neben sei­nem Zucht­ein­satz sowohl in der Dres­sur als auch im Sprin­gen unter Burg­hardt Wahl­er bis in die höchs­ten Klas­sen Erfol­ge fei­ern konn­te. Wie auch sein Vater war Sokra­tes ein eher her­ber Typ, dem aber der Leis­tungs­wil­le ins Gesicht geschrie­ben stand. So ver­erb­te er auch. Nach der Deck­sai­son 1990 wur­de er nach Bra­si­li­en expor­tiert. Er hin­ter­ließ der deut­schen Zucht 41 ein­ge­tra­ge­ne Töch­ter und nur zwei gek­ör­te Söh­ne: Abis­co und Donau­fürst. Abis­co kam nach mehr­jäh­ri­gem Ein­satz in Däne­mark für kur­ze Zeit zurück nach Deutsch­land, wur­de jedoch nur noch wenig genutzt, bevor er ein­ging.

Der Fuchs­hengst Donau­fürst stammt, wie schon sein Name erken­nen lässt, aus der Fami­lie der Don­na v. Can­ca­ra des Haupt­ge­stüts Tra­keh­nen. Die­ser aus ara­bi­schen Wur­zeln des König­li­chen Gestüts Weil (Don­go­la ox v. Jasir ox) her­vor­ge­gan­ge­ne Stu­ten­stamm ist stark ver­brei­tet und hat sehr vie­le Zucht­hengs­te her­vor­ge­bracht, deren Namen nahe­zu immer mit ‚Donau‘ begin­nen. Der bekann­tes­te ist wohl Donau­wind, Vater des gro­ßen Abdul­lah. Der über Kurt Krebs-Schim­mel­hof auf den Klos­ter­hof gelang­te Zweig die­ses Stu­ten­stam­mes brach­te hier die Stu­te Donau­stadt vom Klos­ter­hof v. Kali­ber u. d. Donau­f­lut v. Abend­re­gen her­vor, die in ihrer Gene­tik eine fünf­fa­che Kon­so­li­die­rung auf Hir­tensang auf­weist. Die­ser ehe­ma­li­ge Haupt­be­schä­ler Tra­keh­nens war der Lieb­lings­hengst Kurt Kreb­sens.

Donau­fürst leg­te nach sei­ner Körung 1986 in Neu­müns­ter ein Jahr spä­ter auf dem Klos­ter­hof sei­ne Hengst­leis­tungs­prü­fung als 6. Von 47 Teil­neh­mern mit dem Gesamt­in­dex 118,47 Punk­ten ab. Wie­der ein Jahr spä­ter wur­de der Hengst nach kur­zem Zucht­ein­satz zum Spit­zen­preis über die Eli­te­auk­ti­on in Kra­nich­stein in den Kre­fel­der Stall Tali­hoh ver­kauft, wo er sie­ben Jah­re als Reit­hengst gehal­ten wur­de. Ab dem Jahr 1996 konn­ten wir ihn pach­ten und vier Jah­re zur Zucht nut­zen. In die­ser Zeit schenk­te uns der Fuchs­hengst meh­re­re gute Töch­ter: zum Bei­spiel die Tra­keh­ner­stu­ten Mona Lisa, La Don­na und Ter­ra Danu­bia sowie auch die ZfdP-Stu­te Don­go­la.
     Aus der Zucht des Züch­ter­freun­des Horst Kropp aus der Nach­bar­schaft gin­gen, aus einer Meck­len­bur­ger Stu­te gezo­gen, zwei Fuchs­stu­ten her­vor, die beim ZfdP ein­ge­tra­gen wur­den. Bei­de Töch­ter des Donau­sfürst waren spä­ter auf Schau­en die­ses Ver­ban­des erfolg­reich. Die älte­re Donau­fürs­tin wur­de ost­deut­sche Lan­des­sie­ge­rin der neu­en Bun­des­län­der und auf der Bun­des­aus­stel­lung in Alte­feld 1c-Preis­trä­ge­rin.
     Die Kin­der des Donau­fürst waren typ­voll, wüch­sig, mit star­kem Fun­da­ment und guten knie­be­ton­ten Bewe­gun­gen aus­ge­stat­tet. Eine gute Ober­li­nie, schön auf­ge­setz­te Häl­se mit leich­tem Genick mach­ten sie zu begehr­ten Reit­pfer­den. Den guten Cha­rak­ter demons­trier­ten die Mar­duc-Toch­ter Mor­en­ga und ihre Donau­fürst-Toch­ter Mona Lisa, indem sie bereit­wil­lig mut­ter­lo­se Foh­len annah­men und groß­zo­gen. Lei­der haben wir kei­nen kör­fä­hi­gen Sohn von Donau­fürst zie­hen kön­nen und somit blieb eine Fort­set­zung der Tem­pel­hü­ter-Linie dem Patron-Sohn Macken­sen vor­be­hal­ten. Unser Hengst hin­ter­ließ der Zucht jedoch 14 ein­ge­tra­ge­ne Töch­ter.

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