Karo As
Karo As wurde in dem Gestüt des Dr. Walter Rumpf im hessischen Biebertal gezogen, das aufgrund der Stutenqualität und vielfältiger Zuchterfolge als ein Ausnahmegestüt bezeichnet werden muss. Im Januar 1984 wurde der Schimmelhengst auf einer Nachkörung gekört, weshalb ihn viele Züchter nicht selbst gesehen haben. Der Zuchtleiter beschrieb den Hengst derart: „Mittelgroßer, kompakter Beschälertyp mit gutem Ausdruck, dem es ein wenig an Bedeutung in der gesamten Linienführung, insbesondere in der Ausprägung der Sattellage mangelt. Leichtfüßiger Bewegungsablauf mit gutem Schwung. Züchterisch wertvolle Blutführung.“
Noch im Jahr seiner Körung legte er mit Erfolg die Hengstleistungsprüfung im Klosterhof Medingen ab, um danach für drei Jahre bei Dr. Polac im schleswigschen Lürschau in den Deckeinsatz zu gehen. Aus dieser Zeit gingen u. a. die Landessiegerin Fliederblüte und die Mutter Connerys Caro Dame hervor. Mehrere Jahre verbrachte der Hengst dann im niedersächsischen Scharnebeck bei Bernd Rüpke. Aus dieser Einsatzzeit ging die spätere Landessiegerin Haffleuchte hervor. Für einige Zeit war Karo As auch als Pachthengst Landbeschäler im sächsischen Landgestüt Moritzburg. Aus dieser Zeit stammt die Staatsprämienstute First Lady Kathrin, die für einen Spitzenpreis (70.000 DM) über die Reitpferdeauktion in Medingen verkauft wurde und später in der amerikanischen Trakehner-Zucht wirkte. Sie ist die Großmutter des Vielseitigkeitshengstes First Sight des Gestüts Isselhook, der im Jahr 2014 Bundeschampion der Geländepferde wurde und heute in Amerika steht. 1994 wanderte Dr. Rumpf in die Schweiz aus und nahm den Hengst als Reitpferd für seine Frau mit. Erst 1999 gelang es, den Schimmel auf das Gestüt Terra Nova zu holen. Ich sah Karo As das erste Mal in Scharnebeck, als ich mit der Stute Morenga zu ihm zum Decken fuhr. Der Hengst hatte einen tiefen Eindruck auf mich gemacht und es hat einiges an Überredung gekostet, um ihn kaufen zu können.
Laut Dr. Rumpf waren die Stuten unseres Gestüts ausschlaggebend für seinen Verkaufsentscheidung: Würden sie sich doch seiner Meinung nach ausgezeichnet mit Karo As anpaaren lassen. Er sollte damit Recht behalten. In unserer Zucht erwies es sich als Passerpaarung vor allem mit den Marduc-Stuten der Lissa-Familie. Dieses zeigten die drei Vollschwestern Staatsprämien- und Verbandsprämienstute La Kara TN, Staatsprämien- und Verbandsprämienstute La Bostella TN und Lavinia TN aus der Lambada v. Marduc. Lambadas Vollschwester Lagune brachte uns die äußerst typvolle Laola TN v. Karo As und Terra Granda die Terra Baltica TN.
Für unsere erste Karo As-Nachtzuchtschau in Crivitz, die von den Herren Britze und Gusovius ausgerichtet wurde, schrieb ich als Vorwort in den Katalog:
„Karo As, ein Halbblüter, wie ihn die Pferdezucht sich heute nur wünschen kann, von strahlender Schönheit im arabischen Überguss. Der erste Eindruck des Betrachters: große aufmerksame Augen in einem feingemeißelten Gesicht, ein gut aufgesetzter Hals, eine breite Brust auf einem stämmigen korrekten Fundament und eine enorm stark bemuskelte Hinterhand. Der zweite Eindruck: absolute Ruhe und Gelassenheit in seinem Wesen und kadenzierte, raumgreifende Bewegungen, bei denen klar der Motor hinten zu erkennen ist. Der überragende Galopp und der losgelassene Schritt, ein Erbteil des vollblütigen Vaters. Die Schönheit und die weiße Farbe gab die Mutter mit. Karawane galt zu ihrer Zeit als die beste Stute Deutschlands und wurde die erste Bundessiegerstute der Trakehner. Aufgrund ihrer guten Vererbung wurde ihr später der Titel „Elite“ zuerkannt. Ihre Wurzeln hatte diese überragende Zuchtstute im ostpreußischen Hauptgestüt Trakehnen.
Der Neckar-Sohn Vollkorn xx war schon zu Lebzeiten eine Institution in der Oldenburger Zucht. Er war einer der großen Vererber von Leistung in allen Disziplinen des Reitsports. Sein bekanntester Sohn ist der Militaryhengst Volturno (zweimal Deutscher Meister, zwei olympische Silbermedaille, eine Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft). Mit Recht weisen heute die großen Deckstationen Oldenburgs in ihren Prospekten auf die Zuchtlegende Vollkorn xx hin, wenn er bei ihren Hengsten in den jetzt schon hinteren Generationen auftaucht.“
Im Nachzuchtkatalog aus dem Jahr 2002 meldeten dann die traurigen Worte: „Karo As lebt nicht mehr“ vom Tode dieses Hengstes, während sich zeitgleich noch sein letzter Fohlenjahrgang präsentierte.
„Karo As lebt nicht mehr. Dieser traurigen Tatsache standen wir vor kurzem gegenüber. Nach einem Beinbruch musste der Hengst leider eingeschläfert werden. Es ist ein nicht zu ersetzender Verlust für uns, die wir ihn mochten. Die Qualität seiner Fohlen aber zeigt, auch ein Verlust für die Gesamtzucht.“
Dr. Rumpf überließ uns freundlicher Weise bei der Übergabe des Hengstes eine Expertise des Zuchtleiters des Trakehner Verbandes, Lars Gehrmann, die keiner weiteren Ergänzung bedarf.
Die Nachzucht des Karo As ist nach 13jährigem Zuchteinsatz mit 41 eingetragenen Töchtern leider sehr gering, daher aber auch um so wertvoller. Die zeitlose Qualität dieser alten Trakehner Hauptgestütsfamilie der Kassette v. Harun Al Raschid ox und hier speziell der Biebertaler Zweig der Traumgeist xx-Tochter Kantilene erstrahlte einmal mehr auf der Körung 1999 in den beiden gekörten Hengsten Kantadou und dem späteren Elitehengst Kaiser Wilhelm, die somit engste Verwandte von Karo As sind. Auch die Nachkörung im Januar 2000 in Alsfeld war eine Empfehlung für Karo As, denn der vielbeachtete Schimmelhengst Fliedergeist v. Heraldik xx war ein Sohn seiner Tochter Fliederblüte.